
Prompting is not about telling AI what to do. It’s about having a conversation that reveals what’s possible.
Riley Goodside, Prompt-Engineer & KI-Experte
Kreativität war lange das, was im Kopf passiert: ein vages Bauchgefühl, ein Funke, der Ideen entzündet. In der Zusammenarbeit mit KI verändert sich das grundlegend. Die neue kreative Schnittstelle heißt Text – genauer gesagt: der Prompt. Prompt-Engineering wird zur Schlüsselkompetenz im kreativen Arbeiten mit generativen Tools wie Midjourney, Runway oder ChatGPT. Doch was steckt wirklich hinter diesem Begriff?

Was ist Prompt-Engineering überhaupt?
Prompt-Engineering beschreibt die Fähigkeit, Anweisungen für KI-Modelle so zu formulieren, dass sie präzise, relevante und kreative Ergebnisse liefern. Dabei geht es nicht nur darum, “richtige Befehle” zu geben – sondern vor allem um Nuancen, Kontext, und das Verständnis, wie das jeweilige Modell denkt und reagiert.
Ein guter Prompt ist wie ein gutes Briefing: Je klarer, inspirierender und kontextbezogener er formuliert ist, desto besser wird das Ergebnis.
Vom kreativen Bauchgefühl zur textlichen Präzision
Wo früher Moodboards und Scribbles standen, arbeiten Kreative heute oft mit sprachlichen Parametern: Stilrichtungen, Kameraeinstellungen, Farbpaletten oder sogar atmosphärischen Beschreibungen. Wer mit Bildgeneratoren arbeitet, weiß: Der Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Ergebnis liegt oft in wenigen Worten.
Dabei ist Prompt-Engineering keine rein technische Fähigkeit, sondern vielmehr ein neuer Ausdruck kreativen Denkens – eine Art Übersetzung zwischen Idee und Maschine.
Prompts sind mehr als Befehle – sie sind Gestaltungsmittel
Prompts können konzeptionell, poetisch oder visuell sein – und eröffnen neue Wege der Gestaltung. Ein gut formulierter Prompt kann die Bildsprache eines Projekts definieren, eine Markenwelt skizzieren oder sogar eine neue Ästhetik schaffen. Besonders spannend wird es, wenn Prompts als bewusstes Gestaltungselement eingesetzt werden, das Raum für Interpretation lässt.
Die Herausforderung: ein Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Offenheit zu finden. Wer zu eng vorgibt, bekommt austauschbare Ergebnisse. Wer zu offen bleibt, verliert die Richtung.
Trial & Error wird zur Methode
Anders als klassische Design- oder Produktionsprozesse lebt die Arbeit mit KI von Iteration. Schnell probieren, anpassen, verfeinern – das sogenannte “Prompt Tuning” ist oft der Weg zu starken Resultaten. Das bedeutet auch: Fehler sind nicht das Ende, sondern Teil des kreativen Prozesses.
Gerade dieser spielerische Umgang mit Sprache und Feedback führt oft zu überraschenden Ergebnissen – und zu einem tieferen Verständnis der eigenen gestalterischen Absicht.
Prompt Literacy: Eine Fähigkeit mit Zukunft
“Prompt Literacy” – also die Fähigkeit, effektiv mit KIs zu kommunizieren – wird in den kommenden Jahren zu einer zentralen beruflichen Kompetenz. Nicht nur für Designer:innen, sondern auch für Berater:innen, Entwickler:innen und Content Creators.
Denn je besser wir Prompts formulieren können, desto größer wird unser kreativer und strategischer Einfluss auf die Ergebnisse.
Fazit: Wer gut fragen kann, gestaltet besser
Prompt-Engineering ist weit mehr als ein technischer Hack – es ist die neue kreative Sprache im Zeitalter der KI. Wer lernt, diese Sprache bewusst und präzise einzusetzen, wird nicht ersetzt, sondern verstärkt durch künstliche Intelligenz.
Oder anders gesagt: Wer gut fragt, gestaltet besser.
